Nachdenken über den CO2-Fußabdruck

 

– Wer kennt das nicht: Kurz vor der Wahl wissen wir zwar genau, welche Partei von uns präferiert wird, greifen dennoch gerne mal – natürlich nur aus reiner Neugier – zur Wahlempfehlungsanwendung Wahl-O-mat von der Bundeszentrale für politische Bildung. Und dann sind wir schockiert, wie viele Übereinstimmungen zu den von uns abgelehnten Parteien vorhanden sind.

Genauso geht es uns, die wir davon überzeugt sind, im Klima- und Umweltschutz alles beizutragen, was wir persönlich als möglich umsetzbar einschätzen. Vor unserem inneren Auge sehen wir, dass wir stets im Bioladen und sonst vorwiegend Regionales einkaufen, mittlerweile weniger Fleischprodukte essen und keine Lebensmittelverschwendung betreiben, unseren Müll trennen, mittlerweile weitestgehend Plastikmüll vermeiden, Getränke in Glaspfandflaschen kaufen und die Spülmaschine im Energiesparmodus laufen lassen. Gemessen an der Anzahl der Urlaubsreisen unseres Umfeldes sind wir lediglich zweimal mit dem Flugzeug in den letzten fünf Jahren unterwegs gewesen. Demnach kann das Ergebnis unserer persönlichen Emissionsberechnung beziehungsweise der CO2-Fußabdruck, den wir hinterlassen, nicht so groß sein.

Frohgestimmt und zuversichtlich greifen wir im Internet zum CO2-Fußabdruck-Rechner und es geht uns wie mit dem Wahl-O-Mat. Wir sind entsetzt! Das war mit Sicherheit eine Fehlberechnung! Zum Glück bietet das Internet eine ganze Reihe dieser Footprint-Rechner. Die Fragestellungen und die Kriterien, nach denen berechnet wird, sind sehr unterschiedlich, weshalb auch das Ergebnis unterschiedlich hoch ausfällt. Die Betonung liegt hier allerdings auf HOCH! Denn es lässt sich nicht leugnen: Jede/r von uns produziert mehr CO2-Emissionen, als unsere Erde verkraften kann, was sich negativ auf unser Klima auswirkt.

Natürlich hören wir jetzt wieder die Stimmen, die sagen: „Da sollen doch erstmal die etwas tun, die am meisten CO2-Emissionen produzieren und den Klimawandel verursachen!“. Die Gemeinten produzieren doch nur deshalb, weil wir nach deren Produkten verlangen und das Produzierte konsumieren. Umdenken und schnelles Handeln ist hier gefragt, anstatt zu warten, bis Politik, Industrie oder irgendwer irgendwann irgendwelche Lösungen umsetzen wird, die seit langer Zeit in den Schubladen liegen. Der Wandelprozess steckt schon lange nicht mehr in den Kinderschuhen. Es ist allerdings noch nicht überall angekommen, dass wir selbst handeln müssen.

Beim Wie befinden uns in einem Dilemma. Wie können wir die Welt retten? Zum Glück lässt uns auch hier das Internet nicht allein. Diverse Anbieter verkaufen uns zur Korrektur unserer persönlichen, grottenschlechten Klimabilanz Zertifikate zur nachträglichen Klimaneutralstellung. Wir zahlen, irgendwo werden Bäume gepflanzt, unser Gewissen ist rein und wir können so weitermachen wie bisher? Das ist eine der gebotenen Möglichkeiten, aber ….. Wer bereits so weit geht und wissen will, wie der eigene CO2-Fußabdruck aussieht, kann nicht einfach „so weitermachen“.

Jede/r findet bestimmt diverse Stellschrauben im privaten Bereich, an denen in Richtung Nachhaltigkeit gedreht werden kann, ohne dabei auf gewohnten Komfort verzichten zu müssen. Auch dabei hilft uns das Internet. Nach der oben beschriebenen Berechnung erhalten wir nämlich Tipps für die Zukunft, wie wir beispielsweise durch Umstellung auf Ökostrom oder durch Vermeidung des Verbrauchs fossiler Kraftstoffe die Umwelt schonen. Nach Realisierung wird optisch dargestellt, wie die Größe unseres CO2-Fußabdrucks schrumpft.

Vorschläge wie „Kaufen Sie sich ein E-Auto“ oder „Suchen Sie sich einen Untermieter“ werden nicht unmittelbar mit Jubel angenommen. Trotzdem regt beispielsweise die Beschäftigung mit dem CO2-Rechner auf der Internetseite des Bundesumweltamtes zum Nachdenken über unser Konsumverhalten an und letztendlich zum Umdenken und nachhaltigerem Handeln. Es braucht nur ein wenig Mut und Bereitschaft für Veränderung, damit wir nicht unseren Boden unter den Füßen verlieren.

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Beatrix Schmidt
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